Das Harken so eines Zen-Gartens wäre grad genau das richtige für mich.
Gestern war es wieder so weit: ich musste die Schubladen in meinem Rollcontainer aufräumen. Da schaut niemand hinein und die Schubladen sind so klein, dass keine übermäßige Unordnung darin entstehen kann, aber ich konnte nicht anders. Drum herum entwickelt sich allmählich das Chaos von herumliegenden Unterlagen, von ausgedruckten Texten von mir und anderen, um Korrektur gelesen zu werden … und anstatt mich darüber her zu machen, musste es unbedingt der Inhalt der Schubladen sein.
Diese plötzlichen Anfälle von Aufräum- und Sortierwut sind mir in den letzten Jahren nicht unbekannt. Noch halten sie sich gottseidank in Grenzen.
Manchmal wache ich nachts auf mit dem Gedanken: ich hab zuviel! Ich ersticke in meinem Zeugs. Aber anstatt am nächsten morgen das Offensichtliche zu entsorgen, kümmere ich mich um den Inhalt dieser Schubladen. Und entsorge natürlich am Ende viel zu wenig!
Ich kann mir schon denken, was das für ein Symptom ist, bzw. wofür es steht. Wenn ich merke, dass ich wieder mal die Kontrolle über meinen Körper und meine Gefühle verliere, muss ich zwanghaft Ordnung schaffen. Genau darum geht es doch bei diesen Anfällen: wieder etwas Kontrolle über mein Leben bekommen. Was für ein uferloser Kreislauf, in den ich mich da hinein strudele. Das alles ist mir völlig klar, trotzdem bin ich wie ferngesteuert in meinen Schubladen zugange.
Die Anderen müssen sich diesem Ordnungs- und Sortierzwang ebenfalls unterordnen. Gestern hat mein bester Freund einen Anranzer von mir eingeheimst, weil er beispielsweise das Brotmesser ins falsche Besteckfach gelegt hatte. Gut, das er so ein GUTER Freund ist.
Ich finde mich unausstehlich mit diesem Kontrollzwang. Zumal ich eine Mutter hatte, die dies in hemmungsloser Hingabe ausgelebt hat. Ich habe immer gedacht: So will ich NIEMALS werden. Und jetzt? Jetzt drangsaliere ich mich undmeine Umwelt mit den gleichen Verhaltensweisen.
Ich stehe hier und kann nicht anders. ;-(
Anette Schwohl
solange es nur eine kleine Schublade oder ein (falsches) Besteckfach ist…
Jede Siuation in unserem Leben ist es wert, gelebt zu werden. Also, nicht werten, leben.
Liebe Ostergrüße von Gudrun
Aber natürlich kannst Du anders, liebe Anette! Die wirkliche und wahre Herausforderung ist es zu verstehen, dass das Chaos ebenfalls eine Ordnung hat. Eine andere als die Übliche, die Offensichtliche. Eine wunderbare und inspirative eigene Ordnung. Darüber gibt es sogar eine wissenschaftliche Theorie. Die Chaostheorie. Das Akzeptieren des Chaos als eigenen Raum, Zustand, Sein hat eine wunderbare Folge: man nutzt das Chaos als kreative Kraft. Es ist ein faszinierendes Universum neben dem der Lgik und man merkt, dass auch im Chaos Dinge einem höheren Sinn folgen. Man sehe sich die Berechnungem des genialen Mathematikers Mandelbrot an, der sogar optisch beweisen konnte, dass das vermeintliche Chaos Regeln gehorcht. Wir müssen diese Regeln nur entdecken! Glaube mir, Anette , Du wirst die Lösung nicht in deiner Schreibtischschublade finden, wenn Du da nicht mit kreativer Lust ran gehst! Kreative Menschen sind kreativ, weil sie der Ordnung mal entkommen wollen. Ordnung behindert, Chaos belebt. Gönne dir dann und wann mal einen Ausflug ins Chaos und erhole dich vom Perfektsein. Das Chaos ist Dein Freund.
Alles liebe Anja
Von meinem iPhone gesendet
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