… das waren die Worte des Tierarztes, als ich meinen letzten Hund habe kastrieren lassen müssen – seine hormonellen Leiden waren nicht mehr mit anzusehen. Ich tat wie geheißen und der Hund blieb bis zu seinem Tod in seiner stabilen körperlichen Verfassung.
Dieser Satz „ab jetzt ein Drittel weniger Futter“ kam mir letzte Woche wieder in den Sinn, als auf die Waage stieg und mit Erschrecken feststellte, dass ich innerhalb von drei Wochen zweieinhalb Kilogramm zugenommen hatte; und dies, ohne mehr oder anders gegessen zu haben oder mich weniger als sonst bewegt hätte. Ich habe mittlerweile einen neuen Hund (mein alter Hund war nach einem langen und glücklichen Leben gestorben), der ausgedehnte Spaziergänge fordert, und ich gehe ein- bis zweimal in der Woche ins Sportstudio.
Aber das Essen … Ich esse natürlich nicht weniger – aber auch nicht mehr.
Ich denke mit Freuden an den wunderbaren Film mit Meryl Streep: Julie und Julia. Meryl Streep spielt Julia Childs, die den Amerikanern die französische Küche nahe brachte. Sie ging mit ihrem Ehemann nach Paris, langweilte sich schrecklich und wollte etwas Sinnvolles tun. Auf die Frage ihres Mannes, was sie denn wirklich gern tue, antwortete sie: „… Essen“. Das ist eindeutig meine Lieblingsszene in diesem Film, weil der Identifikationsfaktor mit mir gegen 100% geht.
Auch ich esse wirklich, wirklich gerne. Wie ich finde, nicht zu viel, aber eben sehr, sehr gern. Ich bin in einer Kochgruppe, in der wir großartige und komplizierte Rezepte ausprobieren und wenn ich mich erholen will, gehe ich auf den Markt, kaufe ein und stehe den halben Tag in der Küche, um leckere Mahlzeiten, Suppen, Marmeladen, Aufstrichpasten usw. zu kochen. Dabei kann ich herrlich entspannen: ich muss mich nicht übermäßig konzentrieren, habe ziemlich schnell ein Erfolgserlebnis und meine Geschmacksknospen erblühen, wenn ich am Ende probiere. Eine größere Befriedigung kann ich mir kaum vorstellen. Therapeutisches Kochen eben!
Aber ich habe die Befürchtung, dass unser Körper – nicht nur meiner, sondern der aller Menschen – in unserer Zivilisation nicht dafür ausgelegt ist, übers Jahr gleichbleibend viel zu essen. In früheren Zeiten – kurz nachdem die Saurier ausgestorben waren und sich der Homo sapiens die Erde eroberte – gab es nur schubweise Nahrung für uns Menschen. Wir durchlebten eine Zeit des Hungers, und dann gab es plötzlich wieder etwas. Wir hauten rein, was das Zeug hielt, futterten uns ein Polster an, um davon in der Zeit des Darbens zehren zu können.
Diese Zeiten gehören in unserem Teil der Welt der Vergangenheit und tagtäglich stehen uns in den Erste-Welt-Ländern eine ausreichende und sogar überbordende Menge an Nahrungsmitteln zur Verfügung.
Nun führen bei uns klimakterischen Frauen die Hormone aber ihr Eigenleben. Und ehe wir es uns versehen, stehen eben plötzlich zweieinhalb Kilo mehr auf der Waage.
Sollte ich auch auf ein Drittel meines Futters verzichten müssen? So jedenfalls geht es nicht weiter.
Anette Schwohl
Das ist doch besser als fasten und fdH. Also ich kann mich da gut mit arrangieren. Lese mit Begeisterung Deinen Geschichten und wenn ich Zeit habe, werde ich Sie gerne ergänzen. LG Sabine
Ich habe auf reichlich Gemüse, Gemüse, Gemüse und Obst umgestellt, wenig Fleisch, trotzdem alles lecker! Heute gab’s Rote-Beete-Suppe mit gerösteten Sonnenblumenkernen. Und täglich eine Portion Chiasamen – die sättigen anhaltend und sind reichhaltig an essentiellen Fettsäuren, was meinem ausgeleierten Hormonkostüm ein wenig Glanz verleiht. Schokolade? Na klar! Die geht immer … wird aber nicht mehr jeden Abend genascht.