Schuld war das Andante

Nicht, dass Sie denken, ich würde jeden Tag etwas posten! Aber euphorisiert durch die vielen mutmachenden Rückmeldungen zu diesem blog, muss ich Ihnen gleich von meinem gestrigen  Abend erzählen.

Eine meiner Freundinnen spielt in einem Kammerorchester und so pilgere ich, wenn ich es einrichten kann, eifrig zu ihren Konzerten. Gestern begleiteten mich zwei weitere Freundinnen – wir alle so in einem Alter. Auf dem Programm stand unter anderem die Kassation B-Dur KV 99 (Nr.2) von Wolfgang Amadeus Mozart. Eigentlich eine sehr beschwingte Musik … wenn nur die Andantes nicht wären. Während des ersten Satzes, des Marsches hatte das Orchester unsere ganze Aufmerksamkeit, auch noch während des zweiten Satzes, dem Allegro molto. Der dritte Satz nun, das erste Andante in diesem Musikstück, hatte solch eine harmonisierende, beruhigende Wirkung auf uns, dass es uns mit seinen langen Tönen die Augen zuzog. Rechts und links neben mir bemerkte ich, wie die Köpfe meiner Freundinnen immer mal wieder nach vorne aufs Brustbein rutschten, dann ein ruckartiges Kopfgeraderücken, um gleich darauf wieder nach vorn zu sacken. Allmählich folgte ich dieser Choreografie. Auch ich merkte, wie meine Nackenmuskulatur sich entspannte und die Kontrolle über meinen Kopf aufgab.

Dann folgte der Satz mit dem Menuetto – Trio – Menuetto. Das brachte wieder Leben in die Bude und schlagartig richteten wir drei uns auf den harten Kirchenbänken wieder auf.

Es folgte das zweite Andante und nach nicht einmal einer Minute begann das Kopfballett von vorn. Nach vorn kippen, aufrichten, nach vorn kippen, aufrichten; diesmal mit der Variante gewürzt, den Kopf auch mal zu der einen oder anderen Seite rollen zu lassen.

Warum beschreibe ich das so ausführlich? Gestern las in einem der Kommentare zu meinem blog, dass man eher erschöpft ist als früher. Dieses Einnicken wäre mir früher nicht passiert. Nur allzu bereitwillig nehme nun ich all die Angebote an, die mir tagsüber oder abends den Minutenschlaf schenken. Natürlich, um dann in der Nacht wach zu liegen und mir zu wünschen, endlich einmal wieder eine Nacht durchschlafen zu können.

Aber auch das ist ein Symptom der Wechseljahre, dass die Nächte so verlaufen: ein bisschen schlafen, schwitzen, wach liegen, wieder ein bisschen schlafen, schwitzen, wach liegen undsoweiterundsoweiter, bis dann morgens der Wecker klingelt genau zu dem Zeitpunkt, wo man endlich den Punkt gefunden hat, genüsslich und wonnevoll zu schlafen.

Anette Schwohl

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