Trauerarbeit

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Es ist eine Zeit, in der ich viel nachdenke. Der zweite Todestag der Mama war gerade und ich habe das Gefühl, immer noch viel Trauer mit mir herum zu tragen. Das kulminiert natürlich heftig mit den Wechseljahren. Zu der Trauer gesellt sich eben noch das Schwitzen und all die anderen körperlichen und seelischen Symptome.

Eigentlich verstand ich die tiefe Trauer, die ich immer noch empfinde, gar nicht so wirklich, bis ich vor ein paar Tagen auf einer Autofahrt das Lied von Bob Seeger „Against the wind“ hörte. Nach den ersten Takten sang ich lauthals mit – allein im Auto macht das besonders viel Spaß. Doch dann begann der Refrain und meine Stimme versagte mir, ein Knoten bildete sich in meinem Hals.

„Against the wind |We were runnin‘ against the wind |We were young and strong, we were runnin‘ |Against the wind“.

Ich wurde von solch einem heftigen Weinkrampf geschüttelt, dass ich rechts ran fahren musste. Mir wurde schlagartig klar, dass ich nicht in erster Linie der Tod meiner Mutter bzw. meiner Eltern betrauere, sondern den Verlust meiner Jugend. Ich bin nicht mehr jung, nicht mehr stark und ich renne nicht mehr gegen den Wind. Mein Geist ist zwar noch rebellisch, aber körperlich kann ich das immer weniger ausdrücken. Das macht mir echt zu schaffen. Ich beschäftige mich ja schon geraume Zeit mit dem Thema „Jugendlichkeit – Alter“, aber eher auf einer abstrakten, theoretischen Ebene. Aber nun fuhr es so gnadenlos in mich hinein wie ein Blitz. Es wurde plötzlich konkret erfahrbar: Es gibt keinen Weg zurück. Und genau das machte mich so traurig.

Ich weiß zwar immer noch nicht, in welche Richtung sich mein Leben entwickeln wird, aber ich habe das Gefühl, durch diese Erkenntnis dem Weg ein Stück näher gekommen zu sein. In all dieser Trauer scheint eine Klarheit hindurch, die sich irgendwann wie ein Kristall zu erkennen geben wird. Da bin ich mir ganz sicher.

Neulich fand ich einen Spruch von Bettina von Arnim, in dem ich mich gut wiederfinden kann:

„Wer sich nach Licht sehnt, | ist nicht lichtlos. | Denn die Sehnsucht | ist schon Licht.“

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Sich den Veränderungen des Körpers stellen

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Nun ist es also so weit: heute im Rückspiegel meines Autos sah ich es: ein borstiges, garstiges graues Haar, das mir aus der Nase wuchs. Gleich rausgezupft: Autsch!

Überhaupt: Die Haare. Alle werden grau. ALLE! Außer die an den Beinen, da habe ich noch keine entdeckt. Die wachsen nach jedem Epilieren schön dunkel wieder nach.

Während des Klimakteriums entdecke ich beinahe jeden Tag eine neue Veränderung am oder im Körper.

Die kluge Doris Lessing hat zu den Veränderungen des Körpers in ihrem Roman Und wieder die Liebe folgendes geschrieben:

„Sarah betrachtete sich im Spiegel … Bei dieser Krankheit gibt es zwei Phasen. Die erste beginnt, wenn sich eine Frau ansieht, genauer ansieht: die Schulter, das Handgelenk, den Arm. Die zweite setzt ein, wenn sie sich zwingt, sich vor einen unbestechlichen Spiegel zu stellen, kühl und unerbittlich die alternde Frau zu betrachten, sich zwingt, wieder und wieder vor den Spiegel zurückzukehren, weil sich die Person, die das tut, sonst (wenn sie nicht vor dem Spiegel steht) ganz genau so empfindet wie mit zwanzig, dreißig oder vierzig. … Sie muss sich ein für allemal klar machen, dass das, was sie da sieht, die Realität ist. Nicht das, woran ich mich erinnere, sondern das, was ich sehe – das bin ich. Genau das.“

Ich finde es nicht einfach, sich dem zu stellen. Das Verschwinden der Jugendlichkeit schlägt so scheinbar plötzlich auf einen nieder. Gestern noch fühlte ich mich wie 30 und heute bekomme ich eine Ahnung davon, wie ich aussehen könnte, wenn ich alt bin. Oder bin ich schon alt? Die Vergangenheit ist vergangen, aber wo gehe ich hin? Wie sieht meine Zukunft aus? Was erwarte ich von meinem Leben?

Ich stelle immer häufiger fest, dass die körperlichen Erscheinungen während der Wechseljahre in den Hintergund rücken und die wichtigen Fragen auftauchen … nach dem Sinn des Lebens. Klingt banal, aber der Sinn verschiebt sich irgendwie. Den habe ich vor 20 oder 30 Jahren noch ganz anders definiert, da wollte ich klug und weise werden. Jetzt will ich mir vom Leben nehmen, was ich kriegen kann – natürlich auch Klugheit und Weisheit 😉 Aber noch so vieles mehr.

Wenn ich weiß was, lasse ich Sie es wissen.

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Dieses Wetter ist nicht meins

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Schwitzen, schwitzen, schwitzen … es hört gar nicht mehr auf.

Wie ein Fastender von gebratenen Hähnchen träumt, träume ich von Regen und Schnee. Ich weiß, der Sommer hier im Norden ist toll! Die meisten freuen sich über dieses anhaltend schöne und warme Wetter; ich ja irgendwie auch. Aber wie gern hätte mal wieder einen Tag, an dem ich nicht schwitzen muss – nur EINEN.

Mittlerweile habe ich auch ein bisschen herum experimentiert mit Homöopathie. Denn ich war so gar nicht mehr leistungsfähig. Die Hitzewallungen kamen tagsüber drei- bis viermal die Stunde und nachts gefühlt ebenso oft. Das hatte natürlich ein latentes Schlafdefizit zur Folge, was ja auf die Dauer auch nicht gesund ist.

Also bin ich zum homöopathischen Arzt gepilgert, habe acht Seiten Anamnesebogen ausgefüllt, bin gründlich untersucht worden – immerhin das – und habe Tropfen verschrieben bekommen, die mir auch erst einmal (scheinbar?) geholfen haben. Nach vier Wochen ließ die Wirkung nach. Dann bekam ich das gleiche Mittel in einer höheren Potenz. Und so weiter noch zwei Mal. Nachdem der Zustand wieder der war, wie vor meiner Behandlung habe ich die Tropfen abgesetzt.

Dann lieber schwitzen und nicht schlafen ohne Tropfen. So habe ich jedenfalls nicht jeden Morgen, wenn ich mir die Tropfen einrühre, die Hoffnung: ab heute wird es bestimmt helfen. Weil: geholfen hats eben nix. Und Geld kostets ja auch noch.

Seit ein paar Tagen nehme ich nun ein neues Mittel – ebenfalls homöopathisch; allerdings ein Komplexmittel, was ja jeden waschechten Homöopathen sich grausen lässt. Es setzt sich zusammen aus Cimicifuga, Ignatia, Sanguinaria und Sepia. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Apropos: Laufen ist bei diesem Wetter auch überhaupt nicht angesagt ;-(

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Wechseljahre mit 65

Vor zwei Wochen war ich bei einer mütterlichen Freundin zum Fest ihres halbrunden Geburtstags eingeladen. Gudrun (Name wurde geändert) ist nun im 65. Lebensjahr und „erfreut“ sich heftigster Wechseljahrsbeschwerden.

Die letzten Jahrzehnte ihres Berufslebens war sie als Schulleiterein tätig und hat diesen Job sehr begeistert und engagiert gemacht – soweit ich das als Außenstehende beurteilen kann.

Als mit Ende 40 ihre ersten Wechseljahrsbeschwerden auftauchten, entschied sie sich für eine Hormontherapie. Sie wollte weiterhin leistungsfähig bleiben, wie sie sagte. All die Jahre hindurch nahm sie diese Hormone und fühlte sich sehr gut damit. Ich habe sie immer bewundert für ihre Agilität. Keine der befürchteten und vermuteten Nebenwirkungen waren bei ihr aufgetreten. Auch ihre körperlichen Formen blieben immer die gleichen. Während meine allmählich aus dem Ruder geraten – dem ist nur mit eiserner Disziplin im Sport und in der Ernährung beizukommen -, ist Gudrun schlank wie eine Gerte.

Auf ihrem Geburtstagsfest sah ich sie plötzlich in einer Ecke stehen und sich die Stirn mit einem Taschentuch abtupfen. Ich eilte zu ihr hin und fragte sie, ob ihr nicht wohl sei.

„Alles gut“ versicherte sie mir. „Es sind nur die Wechseljahre.“ Ein mädchenhaftes Kichern rutschte aus ihr heraus, das nahe an der Grenze zur Hysterie klang. Ich war sehr erschrocken über ihre Aussage und riet ihr, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen. „Als ob ich das nicht schon getan hätte. Das ist die Rache dafür, dass ich zwanzig Jahre lang Hormone genommen habe. Der Arzt sagte mir, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass sich die Wechseljahre durch die Hormontherapie nach hinten verschieben.“ Und wieder tupfte sie sich Stirn und Hals.

Ich hielt ihr mein Glas mit kaltem Orangensaft hin und gierig trank sie es aus. Sie fächelte sich noch einmal Luft zu. Die Wallung schien abzuebben. Dann gab sie mir mein Glas zurück und stürzte sich zurück ins Getümmel.

Ich stand noch eine Weile in der Ecke und schaute aus dem Fenster hinaus in den akkurat angelegten Blumengarten des Restaurants. Ich muss gestehen, dass ich gerade kurz davor war, mir einen Termin bei meiner Gynäkologin zu holen, um mit ihr über eine sanfte Hormontherapie zu sprechen. Aber nach diesem Erlebnis mit Gudrun werde ich erst einmal Abstand von dieser Idee nehmen.

Unser Körper ist doch sicher nicht dafür angelegt, sich im hohen Alter noch mit klimakterischen Beschwerden herumzuschlagen.

Also … ich weiß nicht.

Anette Schwohl

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Wenn eine eine Reise tut – Scheherazade war nicht zu sprechen

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Gestern machte sich eine Freundin von mir auf den Weg nach Zentralasien … eben rief sie an … von zu Hause: Die teuerste Kurzreise der Welt – na ja, der halben Welt.

Was war geschehen? Seit Monaten war sie in Planung für diese Reise gewesen, ihre Vorfreude groß und das Lesen in den Märchen von Tausendundeiner Nacht tat das Übrige. Unterlagen wurden verschickt, Formulare ausgefüllt und Visa beantragt. Dann gestern früh in den Flieger nach Süddeutschland, von da aus sollte es dann weitergehen zum Zielflughafen. Aber in München endete die Reise meiner Freundin. Kein Reisepass!

Sie war der festen Meinung gewesen, den Reisepass zur Beantragung des Visums mitgeschickt zu haben. Ursprünglich sollten nämlich Visa und Pässe am Flughafen vor Reiseantritt ausgehändigt werden. Also alles klar. Es war schließlich nicht ihre erste Fernreise. Frau hat Erfahrungen in Fernreisen.

Als sie nun dort ankam, standen die anderen Reiseteilnehmer bereits am Treffpunkt. Meine Freundin fragte die Reiseleiterin nach dem Pass, erhielt aber als Antwort nur kugelrunde Augen und dann schwante ihr, dass ihr Pass warm und trocken zu Hause lag. Nach der Schockstarre große Aufregung auf allen Seiten, hektische Telefonate und Krisenrat. Aber da bei dieser Reise ein Gruppenvisum beantragt wurde, in dem meine Freundin nun nicht vorkam, gab es keine andere Möglichkeit für sie: sie musste zu Hause bleiben.

Ihre Geschichte in diesem blog zu erzählen soll nicht darum kreisen, eine Schuldfrage zu klären, sondern darum, wieder einmal deutlich zu machen, was das Älterwerden mit uns macht. Gerade weil meine Freundin schon so oft große Reisen unternommen hat, hat das Gehirn das schon bekannte Muster abgespult, nämlich bei der Beantragung des Visums den Reisepass mitzusenden. War in diesem Fall unnötig, aber im Gehirn nun mal so abgespeichert. Einerseits ist es ja großartig, dass wir in unserem Leben schon so viele Erfahrungen gemacht haben, auf die wir zurückgreifen können, die uns auch Sicherheit geben; andererseits sind eben diese Erfahrungen oft auch trügerisch, nämlich dann wenn mal eine Sache nicht so läuft, wie sie immer läuft. Wir legen unsere Erfahrungen wie Schablonen auf die alltäglichen Situationen. Blind greifen wir darauf zurück und hinterfragen nicht mehr.

Nun hatte ich hier heute keine sich selbst bedauernde, weinende, lamentierende Freundin am Telefon, sondern eine, die sich bereits einen Tag danach(!!!) köstlich über dieses „Missgeschick“ amüsieren konnte.

Auch das ist ein großer Lebensgewinn des Älterwerdens: die Dinge nicht mehr sooo ernst nehmen zu müssen. Denn, um mal eine Binsenwahrheit zu bemühen, das Leben geht weiter, und zwar genauso wie vorher. Doch nun hat frau zumindest eine tolle Geschichte mehr im Leben zu erzählen. Nicht, dass ich IHRE Geschichten aus Tausendundeiner Nacht nicht gerne gehört hätte. Aber ob ich so mit ihr hätte lachen können … ich weiß nicht.

Ihre Rückreise mit dem Zug in den Norden gestaltete sich übrigens problemlos, wenn man mal von den überfüllten Zügen und den Baustellen auf Bahnhöfen absieht, die großräumig mit schwerem Koffer umschifft werden mussten und immer die Angst im Nacken: Schaffe ich den Anschlusszug noch?

Um halb neun abends schließlich war sie auf dem heimischen Sofa in ihre Kissen gesunken. Wenigstens das war wie bei Scheherazade 😉

Anette Schwohl

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„Da geht noch was“ …

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… so heißt das Buch von Christine Westermann. Der Untertitel „Mit 65 in die Kurve“. OK, die Westermann hat die Wechseljahre hinter sich, würde ich mal sagen. Trotzdem hat es mich in meiner derzeitigen Lebenslage sehr getröstet. Ja, dies Buch spendet Trost!

Auf meine Frage, wie die nächsten Jahrzehnte meines Lebens aussehen werden, in welche Richtung ich mich entwickeln werde, gibt dies Buch keine Antworten – bewusst nicht. Es ist so erfrischend, gerade weil es KEIN Ratgeberbuch ist. Westermann schreibt hier aus ihrer ganz persönlichen Sicht, wie sie ihr Altwerden wahrnimmt, wie sie sich nicht in die Ecke drängen lässt, sondern immer noch etwas von Leben einfordert.

Jeder Frau, die das Thema Älterwerden beschäftigt, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Westermann beschönigt nicht, sie stellt in aller Klarheit dar, was jede von uns von der Gesellschaft zu erwarten hat … und das ist nicht immer lustig und schon gar nicht aufbauend; aber frau muss sich nichts gefallen lassen.

Eine der vielen Dinge, die wir ja lernen, wenn wir älter werden: wir müssen uns nicht mehr nur nach den gesellschaftlichen Vorgaben und Normen richten. Das Leben ist großartig und vielfältig und ebenso die Möglichkeiten, die wir daraus schöpfen können.

Ich bin seit vielen Jahren ein Fan von Christine Westermann, das bekenne ich hier. Sie ist eine der wenigen authentischen Frauen im Deutschen Fernsehen. Und ich wünsche mir – und ihr natürlich -, dass sie noch lange, lange weitermachen wird.

Eine Frau, die frau gerne zur Freundin hätte, mit der man einen Wein köpft und das Leben bespricht. Zugucken kann man ihr dabei allemal in der wöchentlichen Sendung „Zimmer frei“.

Anette Schwohl

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Zwanghafte Verhaltensweisen

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Das Harken so eines Zen-Gartens wäre grad genau das richtige für mich.

Gestern war es wieder so weit: ich musste die Schubladen in meinem Rollcontainer aufräumen. Da schaut niemand hinein und die Schubladen sind so klein, dass keine übermäßige Unordnung darin entstehen kann, aber ich konnte nicht anders. Drum herum entwickelt sich allmählich das Chaos von herumliegenden Unterlagen, von ausgedruckten Texten von mir und anderen, um Korrektur gelesen zu werden … und anstatt mich darüber her zu machen, musste es unbedingt der Inhalt der Schubladen sein.

Diese plötzlichen Anfälle von Aufräum- und Sortierwut sind mir in den letzten Jahren nicht unbekannt. Noch halten sie sich gottseidank in Grenzen.

Manchmal wache ich nachts auf mit dem Gedanken: ich hab zuviel! Ich ersticke in meinem Zeugs. Aber anstatt am nächsten morgen das Offensichtliche zu entsorgen, kümmere ich mich um den Inhalt dieser Schubladen. Und entsorge natürlich am Ende viel zu wenig!

Ich kann mir schon denken, was das für ein Symptom ist, bzw. wofür es steht. Wenn ich merke, dass ich wieder mal die Kontrolle über meinen Körper und meine Gefühle verliere, muss ich zwanghaft Ordnung schaffen. Genau darum geht es doch bei diesen Anfällen: wieder etwas Kontrolle über mein Leben bekommen. Was für ein uferloser Kreislauf, in den ich mich da hinein strudele. Das alles ist mir völlig klar, trotzdem bin ich wie ferngesteuert in meinen Schubladen zugange.

Die Anderen müssen sich diesem Ordnungs- und Sortierzwang ebenfalls unterordnen. Gestern hat mein bester Freund einen Anranzer von mir eingeheimst, weil er beispielsweise das Brotmesser ins falsche Besteckfach gelegt hatte. Gut, das er so ein GUTER Freund ist.

Ich finde mich unausstehlich mit diesem Kontrollzwang. Zumal ich eine Mutter hatte, die dies in hemmungsloser Hingabe ausgelebt hat. Ich habe immer gedacht: So will ich NIEMALS werden. Und jetzt? Jetzt drangsaliere ich mich undmeine Umwelt mit den gleichen Verhaltensweisen.

Ich stehe hier und kann nicht anders. ;-(

 

Anette Schwohl

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Mutti macht jetzt Bauchtanz

Vor ein paar Wochen erzählte mir eine Freundin, dass sie nun mit Bauchtanz beginnen würde. Sie ist Mitte 40 und auch sie wird allmählich von Wechseljahrsbeschwerden heimgesucht. Sie hat zwei Jungs, die gerade dabei sind, ihr Abitur zu machen, also aus dem Gröbsten raus. Wir lachten uns beide scheckig darüber, wie ihre Jungs wohl gucken mögen, wenn sie ihnen erzählt „Mutti geht jetzt einmal in der Woche zum Bauchtanz“.

Im Klimakterium dreht sich viel um unsere Körpermitte, in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes.

Tatsächlich sammelt sich in diesem Teil des Körpers viel an, was uns in dieser Phase der Lebens beschäftigt: Das Köperfett manifestiert sich hier, die Beweglichkeit im Becken lässt nach und über die nachlassende Libido will ich hier gar nicht sprechen.

Aber ich glaube, wir können all diesem ein bisschen Einhalt gebieten. Gegen die Ansammlung des Gewichts in der Köpermitte hilft sicherlich ein disziplinierteres Essverhalten und Sport, der ja wiederum gut für die Beweglichkeit des Beckens ist. Am besten ein Sport, der allgemein die Beweglichkeit des Körpers fördert, wie Yoga etc. Und das disziplinierte Essen … na ja … wir sind eben nicht jeden Tag gleich diszipliniert. Ich bin ja überhaupt keine Freundin von Diäten. Man reißt sich zwei oder vier Wochen mal zusammen (was gut zu schaffen ist) und sieht sofort das Ergebnis auf der Wage. Aber dies Ergebnis ist trügerisch, das bestätigen mittlerweile alle seriösen Studien über Diäten. Also heißt es: Essverhalten ändern, aber dauerhaft. Da muss jede von uns für sich selbst schauen, welchen Weg sie da geht.

Ja, und was die Libido angeht, glaube ich nicht, dass sie im Klimakterium nachlässt. Ich glaube eher, dass wir andere Bedürfnisse und Vorstellungen von einer Beziehung haben, von einer vertrauensvollen Beziehung. Andere Werte werden wichtiger. Und wenn diese Werte dann eine Entsprechung im Gegenüber finden, kann es auch wieder besser um die Libido bestellt sein. Dann ist Sex nicht mehr unbedingt ein kurz aufloderndes Abenteuer. Wir werden uns ja ab dem Klimakterium nicht mehr reproduzieren. Also ist klar, das Sex einen anderen Stellenwert bekommt, dafür sorgt eben unser biologischer Zustand 😉

Aber auch hier gilt: Was jede Einzelne von uns draus macht, liegt an ihr. Und Bauchtanz ist sicherlich für alles gut … wenn es denn die Wirbelsäule mitmacht.

Anette Schwohl

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Eine Reise nach Leipzig … und in die Vergangenheit

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Ich war auf der Buchmesse in Leipzig, um dort meine Geschichte „in petto“ aus der Anthologie „Diagnose Mord“ vorzulesen. Die Buchmesse war überwältigend: sooo viele Bücher, sooo viele Verlage und sooo viele Menschen! Nächstes Jahr wieder. Bestimmt!

Vor einigen Monaten erhielt ich eine Mail von meinem ersten Freund, den ich seit 40 (!) Jahren nicht mehr gesehen hatte, geschweige denn von ihm gelesen oder gehört. Und da, plötzlich eine Mail von ihm. Er reiste nach Leipzig zu meiner Lesung und ich bin sehr, sehr froh über diese Begegnung.

Eine mütterliche Freundin riet mir vor längerer Zeit, mich zeitig mit meiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Und die Wechseljahre sind ein guter Zeitpunkt dafür. Denn wenn wir darüber nachdenken, in welche Richtung die Reise in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten gehen wird, sollten wir wissen, woher wir kommen, was uns geprägt hat, was uns zu dem Menschen gemacht hat, der wir heute sind. Zeit also, Rückschau zu betreiben. Und die Vergangenheit birgt ja nicht nur Schreckliches und Trauriges, da sind auch viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen.

Zum Beispiel die der ersten Liebe. Die ersten Küsse, die ersten zarten Berührungen. Das Entdecken des eigenen Körpers und den des anderen und das Entdecken der Gefühle.

In den Jahrzehnten, in denen wir ausschließlich funktionieren, dem Räderwerk des Alltags unterworfen sind, ist so wenig Zeit, an all diese Dinge zu denken und so habe auch ich sie fast vergessen. Es lassen sich nur noch rudimentär bestimmte Bilder abrufen. Da ist es gut, wenn frau jemanden hat, mit dem sie eben diese Erlebnisse austauschen und teilen kann. Und plötzlich werden diese Fragmente wieder vollständiger.

Es ist schön, zu erleben, wie die letzten 40 Jahre diesen Mann in seinen Grundfesten nicht verändert haben. Er ist nach wie vor ein sehr aufmerksamer, achtsamer und empathischer Mann. Das war schon richtig, dass ich mich mal in ihn verliebt hatte ;-).

Ich bin nach der Buchmesse ganz und gar beglückt nach Hause gefahren und habe nun viel zu denken und zu fühlen. Und unser Austausch wird sicher fortgeführt werden.

Anette Schwohl

 

 

 

 

 

 

 

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Helau! … #2

Eine Woche Karneval zu feiern, … da gibt es natürlich auch mal Grund, sich über etwas aufzuregen.

So gab es auf der Faschingsdienstagssitzung einen Büttenredner, der zu der – wie ich dachte – ausgestorbenen Rasse der Chauvischweinchen gehört. Es war kaum erträglich, wie dieser Mann (als Clown verkleidet) sich auf Kosten des weiblichen Geschlechts die allmählich absterbenden Lacher holte.

Je älter ich werde, und jetzt in der Wechseljahren ganz besonders, bemerke ich eine Tendenz zum Zorn bei mir. Ich finde es zutiefst empörend, wenn in der Politik oder im zwischenmenschlichen Bereich eine Tendenz zu spüren ist, sich über bestimmte Gruppen der Gesellschaft abfällig zu äußern. Da könnte ich glatt aus der Haut fahren.

Und so war es an diesem Abend mit diesem Clown. Aber frau kann den Raum verlassen um so einen Zornesausbruch zu umgehen; auf die Toilette gehen, oder sich mit den schnieken Kerls von der Prinzengarde an der Bar die Zeit vertreiben.

Die weibliche Büttenrednerin hat es übrigens ganz anders gemacht: sie hat sich selbst und die weiblichen Schwächen aufs Korn genommen. Da lacht frau dann doch gerne mit.

Anette Schwohl

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